Frage nach dem Sinn - und "Markt der Möglichkeiten"

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Menschliches Leben braucht Sinn-Gebung, Sinn-Erfahrung, Orientierung, durch Einübung zuverlässig gemacht – immer wieder, so sicher, wie die Luft zum Atmen.

Alltag, der ins Zufällige, in die sinn-lose Abfolge von Beliebigem abgleitet, macht Menschen bedeutungslos und krank.
Der „Markt der Möglichkeiten“ im Bereich der Glaubensüberzeugungen ist höchst vielfältig – der christlichen Kirchen, unterschiedlicher Religionen, Glaubensrichtungen und Weltanschauungen bis hin zu Esoterik.  Die Fülle der Angebote ebenso unterschiedlich wie unüberschaubar....,

 

Die Individualisierung der Lebenswelten...

 

Seit Beginn der Neuzeit erleben wir eine zunehmende Individualisierung der Lebenswelten.

 

Die Folgen

 

Was über Jahrhunderte in immer wieder neuen Anläufen durchgesetzt und allgemein als Fortschritt in Richtung Freiheit, Autonomie, Gleichheit, schließlich Demokratie begrüßt wurde, zeigt spätestens heute und in Zukunft sicher noch verstärkt den Preis, der dafür zu zahlen ist: Lebensorientierung liefern, Riten entwickeln, letzten Endes Sinn stiften wird immer mehr zur Aufgabe des Individuums. Seine Sache ist es, sein eigenes Leben ständig neu zu erfinden. - Was Traditionen und Institutionen bisher geleistet haben, wird heute zunehmend und unumkehrbar an das Individuum delegiert.

Aber der Einzelne, die Einzelne hat dabei nicht nur für sich selbst zu sorgen.

Eine hoch industrialisiert Gesellschaft lebt von den vorhandenen natürlichen, wie den kulturellen Ressourcen, braucht und verbraucht sie, und das umso rücksichtsloser, je härter und unerbittlicher die Konkurrenz auf dem freien Markt wird. – Natürliche wie kulturelle Ressourcen regenerieren sich jedoch vergleichsweise langsam und bedürfen dazu einer kontinuierlichen Aufmerksamkeit und Pflege, eine Kontinuität, die ständig gegen unmittelbare Verwertungsinteressen durchgesetzt und mit einiger Disziplin eingeübt werden muss.

 

 

Sinn meines Lebens wird mir also immer weniger von außen geliefert. Ich muss ihn mir selbst suchen, selbst schaffen. Ich muss das für mich tun, um lebendig, vertrauensvoll und gesund leben zu können. Ich muss es tun um mein soziales Umfeld, das gesamte Lebensgefüge mit gesund zu erhalten, zu stabilisieren. 

 

Sinnstiftung und das Einüben der dazu erforderlichen Schritte gerät immer mehr zu einer höchst dringlichen Herausforderung im persönlichen Bereich des individuellen Lebensentwurfs  ebenso wie im sozialen, im gesellschaftlichen Miteinander. 

 

Die Bedeutung von Geschichten

 

Lebenserfahrung, Lebensqualität wird im Alltag kaum durch dogmatische Sätze und abstrakte Erkenntnisse entwickelt, gefördert, gepflegt, sondern durch das immer wieder neue Erzählen ganz gewöhnlicher oder auch ungewöhnlicher Erfahrungen.

"Und dann hat sie gesagt... und dann habe ich gesagt... ist das nicht...?" usw.

Diese "Sinnkommunikation" geschieht ständig. Es gab sie schon immer. 

Heute aber liegt auf ihr die ganze Last der faktischen Sinngebung. Geschichten, die ich gehört, gelesen, gesehen, erlebt habe sind die Lego-Steine aus denen sich meine Biografie zusammenbaut, aus der Sinn entsteht.

 

Während früher die sog. „großen Geschichten“ etwa der kirchlichen Tradition (oder der Klassenkämpfe)  Material zur Sinnstiftung ins eigene Leben hinein zur Verfügung hielten und Einzelne ebenso wie soziale Gruppen sich mehr oder weniger selbstverständlich an den zur Verfügung gestellten Deutungselementen bedienten, setzt heute umgekehrt der Vorgang der Sinnstiftung nicht bei den "großen Geschichten der Traditon" ein, sondern bei der ganz individuellen Lebens-Erfahrung und Lebens-Geschichte.

 

Ich kann mich wohl aus dem Schatz der "großen Geschichten" bedienen. Aber ich muss es darin einen konkreten Vorteil erkennen oder erspüren.

 

In jedem Fall: Es bedarf einer eigenen Entscheidung.

 

Was zu lehren und einzuüben ist:

Sinn geben - Sinn erfahren - Sinn sammeln - Sinn teilen

 

Ich muss in der Lage sein, sinnvolle Erfahrungen machen zu können.

Ich muss aber auch fähig sein, diese Erfahrungen festzuhalten, sie überhaupt als solche wahrzunehmen und zu erinnern. Ich muss sie erzählen, mit anderen teilen.

Und so entsteht aus meinen kleinen und großen Geschichten (und evntl. aus Überlieferungs-Elementen einiger "großer Geschichten", von denen ich mich leiten lasse)  eine Sammlung von sinnträchtigen  " Geschichten aus meinem Leben“.

 

 

 

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© Jörg Passoth